Koken vs. WordPress - Der Vergleich aus Sicht eines Fotografen - Schelagowski | Fotografie

Koken vs. WordPress - Der Vergleich aus Sicht eines Fotografen

Koken vs. WordPress

Wer heute eine eigene Webseite aufbauen möchte greift in der Regel zum einem Content Management System, kurz CMS. Die Vorteile liegen auf der Hand: schnelle und mühelose Installation, einfaches veröffentlichen von Inhalten und Responsive Design sind nur ein paar Gründe dafür. Daneben wächst die Zahl an Themes und deren Funktionsumfang entwickelt sich stetig weiter, gerade auch für den Bereich Fotografie, was mich vor etwa 2 Jahren dazu bewegte das Thema intensiver zu beleuchten und von meiner Webseite Marke Eigenbau zu einem CMS zu wechseln. Über WordPress bin ich dann letztendlich zu Koken gekommen. Was die Entscheidungskriterien waren, sowie die Vor- und Nachteile beider Systeme möchte ich im Folgenden erläutern.

Ein Wechsel musste her

Auf meiner Webseite Marke Eigenbau nutze ich seinerzeit das Fotografie Plugin namens SlideShowPro Director, welches sich auf einfachste Weise in jeden beliebige Webseite integrieren lies. Die Entwicklung an diesem Plugin wurde jedoch 2013 eingestellt, der Support Ende 2015 [1] und aufgrund der stetigen Weiterentwicklung und Fortschritts der Webstandards wollte ich nur ungern ein immer älter werdendes "System" weiter nutzen. So entschloß ich mich kurzer Hand meine eigens programmierte Webseite samt SlideShowPro Director zu archivieren und auf ein CMS umzusteigen.

Der Weg zu WordPress

Da ich neben WordPress auch mit Joomla Erfahrung habe, suchte ich zunächst nach passenden Fotografie-Themes für beide Systeme, habe jedoch bald festgestellt, dass es vor allem für WordPress eine riesige Auswahl an kostenlosen als auch kostenpflichtigen Themes gibt. Das ist nicht verwunderlich wenn man bedenkt, dass bereits Ende 2015, als ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, jede vierte Webseite weltweit mit WordPress betrieben wurde ([2], [3]) und es damit das am weitesten verbreitete CMS war und sicherlich auch noch heute ist. Vermutlich aus dem Grund der weiten Verbreitung habe ich mich letztendlich bei Themeforst für das kostenpflichtige WordPress Theme Border entschieden.

Neben den Themes spielen auch die Plugins eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Zwar bieten die Systeme viele Funktionen von Haus schon an, dennoch finden sich immer Eigenschaften die dennoch „nachgerüstet“ werden müssen. Ein Vorteil meines ausgesuchten Themes war, dass es bereits einige, für mich relevante, Eigenschaften mitbrachte, und zwar

  • ein Passwort geschützter Bereich für Familie und Freunde mit einer Downloadoption für Fotos und
  • einen Kopierschutz für Fotos (Mir ist durchaus bewusst dass man trotz einer Rechtsklick-Sperre die Fotos herunterladen kann, dennoch möchte zumindest den einfachsten Weg dies zu tun unterbinden).

Über Plugins fand ich die Möglichkeit folgendes zu realisieren:

  • eine Gruppierung der hochgeladenen Fotos in (Smart-)Alben oder Gallerien und
  • eine direkte Anbindung an Lightroom, um sie von da aus hochladen zu können.

Hierfür kann ich vor allem NextGen Gallery empfehlen, ein sehr umfangreiches Plugin für die Fotoverwaltung, mit diversen Optionen für Gallerien und die Darstellung von Fotos. Mit dem kostenpflichtigen Plugin vom Alloyphoto gibt es auch eine Anbindung von NextGen an Lightroom (eine eingeschränkte Version dieses Plugins zum Testen gibt es auch).

Meine Praxiserfahrung mit WordPress

Die ersten paar Tage war ich von WordPress, dem ausgesuchten Theme und Plugins sehr angetan, doch die ersten Schwierigkeiten ließen nicht lange auf sich warten.

Der Passwort geschützte Bereich funktionierte nicht ganz so wie ich es mir vorgestellt habe; es musste für jeden Nutzer ein eigener Bereich angelegt werden, ein zentraler Login für meine Besucher war nicht möglich. Ich habe darauf hin mit separaten Plugins einen passwortgeschützten Bereich mit Gruppenrechten versucht einzurichten, was gar nicht so einfach war, denn zunächst musste im Administrationsbereich für jeden Besucher einen Account anlegen werden, was aber mit sich brachte, dass der Nutzer dann auch Zugang zum Administrationsbereich gehabt hätte. Zwar konnten die Berechtigungen auf ein Minimum eingestellt werden, dennoch fand ich es überflüssig und auch störend. Nach einer intensiveren Suche und insgesamt 4 Plugins habe ich es dann aber hinbekommen diesen Zugang für Besucher auszublenden und Gruppenrechte für Fotoalben, sowie einen zentralen Login einzurichten.

Ein anderer mich störender Punkt war, dass der Bildausschnitt der Fotos, die als Vorschau für die Beiträge dienten, nicht geändert werden konnte. Das Resultat war, dass beispielsweise ein Gesicht auf einem Porträtfoto abgeschnitten dargestellt wurde, wenn die Person sich nicht im Mittelpunkt des Bildes befand. Ergo musste ich bei der Wahl der Beitrags-Vorschaubilder darauf achten, dass das Motiv stets in der Mitte des Bilds war. Alternativ hätte ich eine andere Beitragsdarstellungsform wählen können, die mir aber nicht besonders gefiel.

Des Weiteren hat mich die unbefriedigende Übersetzung der im Theme verwendeten Texte und Phrasen gestört. Zwar war gab es die Möglichkeit die Übersetzungsdatei manuell anzupassen, jedoch standen nicht alle Textphrasen darin, sodass manches weiterhin schlecht übersetzt auf der Webseite erschien.

Nicht zuletzt haben mich die sehr häufigen Updates für WordPress selber, sowie das Theme und die Plugins mit der Zeit immer mehr gestört. Denn einfach alles aktualisieren ging nicht: es musste geprüft werden, ob Plugins, Theme und das System weiterhin kompatibel blieben wenn man eines davon aktualisierte. Für mich ein zu häufig durchzuführender Aufwand.

Aber nicht alles an WordPress und dem Theme war schlecht. Beiträge schreiben, verwalten und veröffentlichen ging sehr gut, nur musste ich feststellen, dass diese Funktion für mich gar nicht von zentraler Bedeutung war. Nach ein paar Wochen überwogen leider die Nachteile an dem Theme und somit auch an WordPress selber und ich überlegte ob ich ein anderes Theme oder vielleicht das ganze System wechseln sollte.

Ein weiterer Wechsel - von WordPress zu Koken

Die Entwickler des von mir anfangs erwähnten SlideShowPro Director Plugins hatten 2013 ein neues Projekt gestartet: koken.me, ein CMS mit dem Fokus auf Fotografie-Webseiten. Hin und wieder habe ich es mir angeguckt, jedoch steckte es damals noch zu sehr in den Kinderschuhen. Doch nach dem Verkauf des CMS [4] kam wie ich finde neuer Schwung in die Entwicklung und als ich im Frühjahr 2016 mir Koken erneut angeguckt habe, entschloß ich mich es auszuprobieren.

Bei Koken steht das Foto sehr offensichtlich im Vordergrund, dies äußert sich vor allem durch die Vielzahl an Möglichkeiten zur Präsentation und Darstellung von Fotos: Neben einer konfigurierbaren Mosaikansicht für die Alben (für jede Geräteklasse können unterschiedliche Einstellungen gewählt werden, sodass auf einem großen PC-Monitor mehrere Fotos und auf einem kleinen Smartphone beispielsweise nur zwei nebeneinander angezeigt werden), sind die Fotos neben der Rasteransicht als Vollbild in einer Lightbox oder Slideshow darstellbar. Zusatzinformationen wie EXIF, Tags oder eine Bildunterschrift können zusätzlich angezeigt werden. Der Upload der Fotos erfolgt entweder über die Webseite oder über das eigene Lightroom Plugin. Nach dem Upload stehen die Fotos in einer Foto-Bibliothek zur Verfügung, die sich in Eigene und vordefinierte intelligente Ordner, beispielsweise "letzter Import", unterteilt. Die Alben können als öffentlich markiert werden, sodass die darin sich befindlichen Fotos dann auf der Webseite in Alben oder Album-Sammlungen dargestellt werden können. Auf Fotos in als privat gekennzeichneten Ordnern können Benutzer wiederum nur nach Eingabe eines Passworts zugreifen, das entsprechende Plugin vorausgesetzt.

Kokens Theme und Plugin Auswahl - klein aber fein

Sowohl das CMS selber als auch das Lightroom-Plugin, sowie einige Themes und Plugins sind kostenlos verfügbar. Daneben gibt es ein paar kostenpflichtige Themes, die aber auch mehr Funktionen abbieten. Auch die Umfangreicheren Plugins müssen erworben werden, aber sie sind meiner Meinung nach das Geld wert. Ich habe mich für das Theme Regale 2 entschieden. Was für alle Koken Themes meiner Meinung nach gilt, ist, dass sie relativ minimalistisch und übersichtlich aufgebaut sind. Dennoch lassen sie sich für meinen Geschmack ausreichend individualisieren. Auf die Möglichkeit eines Passwort geschützten Bereichs, sowie auf einen Rechtsklick-Kopierschutz wollte ich bei Koken ebenfalls nicht verzichten, daher habe ich beide entsprechenden Plugins ebenfalls installiert. Beide sind meiner Meinung nach bei Koken sehr durchdacht umgesetzt.

Der Rechtsklick-Kopierschutz funktioniert auch auf Tablets und Smartphones (dies galt für den Schutz aus dem WordPress Theme leider nicht) und lässt sich nicht ganz so einfach überlisten. Eine weitere praktische Eigenschaft von Koken: es kann eingestellt werden ab welcher Auflösung Fotos von Suchmaschinen indiziert werden dürfen. Auch dies trägt auf Gewisse weise dem Kopierschutz von Fotos bei. Somit werden in einer Bildersuche die Fotos gefunden, jedoch nicht in einer Auflösung die das Kopieren attraktiv macht.

Das Plugin für den Passwort geschützten Bereich bietet einen hierarchischen Zugang, sodass ein Besucher je nach Passwort nur bestimmte Alben sehen kann. Ein Master-Passwort ermöglicht den uneingeschränkten Zugriff auf alle geschützten Alben und Fotos. Der Zugang zu den geschützten Alben kann wahlweise über eine öffentlich zugängliche Seite angeboten werden, oder ausschließlich über einen Link, der dem Nutzer zur Verfügung gestellt wird.

Eine wie ich finde einzigartige Funktion in Koken ist das Setzen eines Fokuspunkts im Foto. Wenn beispielsweise aufgrund der Bildschirmgröße die anzuzeigenden Fotos skaliert werden müssen, oder quadratische Vorschaubilder eingesetzt werden, wird der um den Fokuspunkt festgelegte Bildausschnitt stets angezeigt.

Aber auch Koken hat seine Schwächen, die in meinen Augen im Bereich des Bloggens liegen. Es lassen sich natürlich Beiträge schreiben - wie du gerade selber liest - und separate Seiten für beispielsweise den Kontakt oder das Impressum anlegen. Auch eine Auto-Save Funktion ist vorhanden, sodass geschriebenes nicht verloren geht, falls der Browser abstürzt oder ein anderer Fehler das Speichern des bisher geschriebenen verhindert. Jedoch gibt es einen nur sehr einfach gehaltenen WYSIWYG-Editor und auch das Einbinden von Fotos ist nicht nicht ganz so einfach, wenn diese kein Bestandteil eines öffentlichen Fotoalbums sind. Des Weiteren können Kommentare nur über das Disqus-Plugin geschrieben werden, was meiner Meinung nach nur wenige machen, da man sich zuvor bei Disqus registrieren muss. Nicht zuletzt sollte man sich vorab gut überlegen welches Theme einem zusagt, denn Schrift und Farbschema lassen sich anpassen, für größere Layoutänderungen - und dazu zählt auch die Position des Menüs - kommt man um größere Eingriffe in den Quellcode nicht herum.

Fazit

Sowohl WordPress als auch Koken eignen sich als CMS für Fotografen. Jedoch haben beide Systeme ihre Schwerpunkte: Bei WordPress liegt dieser trotz der Verwendung eines Fotografie-Themes, meiner Meinung nach, im Bloggen. Koken hingegen ist ausgezeichnet für den Umgang mit Fotos und Fotoalben, sowie dem Anlegen eines Portfolios.

Ich persönlich habe mich für Koken entschieden, da mir die einfache und zugleich umfangreich konfigurierbare Darstellung meiner Fotos wichtig ist. Zudem integriert sich das Koken eigene Lightroom-Plugin in meinen Augen besser in das CMS als das Pendant bei WordPress. Nicht zuletzt finde ich das Setzens eines Fokuspunkts im Foto sehr nützlich, gerade in Hinblick auf die unterschiedlichen Displaygrößen auf denen Fotos heutzutage betrachtet werden. Das Verfassen von Beträgen ist für mich hingegen sekundär, sodass ich mit den Einschränkungen in diesem Bereich gut leben kann.

Letztendlich muss wie so oft jeder für sich entscheiden wo der persönliche Schwerpunkt liegt und welches CMS für die eigenen Anforderungen am Besten passt. Vorteil von beiden Systemen ist, dass sie kostenlos getestet und genutzt werden können, bevor man in Themes oder Plugins investiert.

Quellen

Kategorien: CMS

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